Definition und Ursache:
Der Anlaufstrom (oder Einschaltstrom) ist der kurzzeitig sehr hohe Strom, der in einem elektrischen Gerät, insbesondere bei Elektromotoren (Motor) und Transformator, unmittelbar beim Einschalten oder bei der Wiederaufnahme des Betriebs auftritt. Dieser Strom ist um ein Vielfaches höher (typischerweise das 5- bis 10-fache) als der Nennstrom des Geräts.
Die Hauptursachen dafür sind:
- Motoren: Beim Anlaufen eines Motors (z.B. Asynchronmotor) verhält sich der Motor in diesem Moment elektrisch wie ein kurzgeschlossener Transformator. Der Strom ist nur durch den relativ geringen Wicklungswiderstand begrenzt, was zu einem hohen Anlaufstrom führt, bis sich ein gegenwirkendes Magnetfeld aufgebaut hat.
- Transformatoren: Beim Einschalten eines Transformators (z.B. in der Spannungsversorgung) kann der Eisenkern in Sättigung geraten, was zu einem sehr hohen magnetischen Fluss und damit zu einem hohen Strom führt.
Relevanz in der Automatisierung:
Die Berücksichtigung des Anlaufstroms ist entscheidend für die Zuverlässigkeit und Sicherheit elektrischer Anlagen:
- Dimensionierung der Spannungsversorgung: Die Spannungsversorgung muss in der Lage sein, den kurzzeitigen Spitzenmoment-Bedarf des Anlaufstroms zu liefern, ohne zusammenzubrechen.
- Schutzgeräte: Schutzschalter müssen so dimensioniert sein, dass sie nicht sofort durch den kurzzeitigen Anlaufstrom auslösen, aber dennoch bei einem dauerhaften Überstrom sicher abschalten.
- Maßnahmen: Um den Anlaufstrom zu reduzieren, werden sanfte Anlaufverfahren eingesetzt (z.B. VFD (Variable Frequency Drive) bzw. Frequenzumrichter oder Softstarter).
→ Siehe auch: Spannungsversorgung, Motor, Transformator, VFD (Variable Frequency Drive), Spitzenmoment

