Definition und Zweck:
Obsoleszenz-Management (oder Abkündigungsmanagement) ist ein proaktiver und systematischer Prozess, der sich mit dem Umgang mit veraltenden oder abgekündigten Komponenten, Systemen oder Softwareprodukten befasst. Im Kontext der industriellen Automatisierung ist dies von entscheidender Bedeutung, da Industrieanlagen oft über Jahrzehnte betrieben werden, während die Lebenszyklen der darin verbauten elektronischen Komponenten und Software viel kürzer sind.
Das Hauptziel des Obsoleszenz-Managements ist es, die Langzeitverfügbarkeit und Betriebsfähigkeit von Anlagen sicherzustellen, ungeplante Stillstandszeiten aufgrund nicht mehr verfügbarer Ersatzteile zu vermeiden und die Kosten für Modernisierungen und Reparaturen zu optimieren.
Herausforderungen und Maßnahmen:
- Schnelle Produktzyklen: Elektronikkomponenten haben oft kurze Lebenszyklen (wenige Jahre), während Maschinen 20+ Jahre laufen.
- Herstellerkündigungen: Hersteller stellen die Produktion von Komponenten oder den Support für Software ein.
- Kompatibilität: Neue Komponenten sind möglicherweise nicht abwärtskompatibel.
Maßnahmen im Obsoleszenz-Management:
- Frühzeitige Identifizierung: Kontinuierliche Überwachung von Herstellerankündigungen zu Produktabkündigungen.
- Risikobewertung: Bewertung der Auswirkungen einer Abkündigung auf die eigenen Anlagen (Wie kritisch ist die Komponente? Wie viele sind im Einsatz?).
- Lagerhaltung: Kauf und Lagerung kritischer Ersatzteile für den langfristigen Bedarf.
- Alternative Beschaffungsquellen: Suchen nach alternativen Lieferanten.
- Redesign/Retrofit: Planung und Umsetzung von Modernisierungen (Retrofit) oder Umdesign von Komponenten/Systemen, wenn Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind.
- Standardisierung: Einsatz offener Standards kann die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern reduzieren.
- Langfristige Serviceverträge: Mit Herstellern für verlängerten Support und Ersatzteilverfügbarkeit.
Relevanz in der Automatisierung:
Obsoleszenz-Management ist ein kritischer Aspekt des Asset Performance Managements (APM) und der Total Cost of Ownership (TCO) einer Anlage:
- Vermeidung von Stillständen: Nicht verfügbare Ersatzteile sind eine Hauptursache für lange und teure Produktionsausfälle.
- Kostenoptimierung: Proaktives Management ist oft günstiger als Notfallreparaturen.
- Anlagenverfügbarkeit: Sicherstellung der langfristigen Betriebsbereitschaft.
- Sicherheit: Veraltete Systeme können Sicherheitsrisiken darstellen.
Ein gut implementiertes Obsoleszenz-Management ist ein Zeichen für professionelles Anlagenmanagement.
→ Siehe auch: Lebenszyklus, Ersatzteilmanagement, Verfügbarkeit, Retrofit, TCO (Total Cost of Ownership), Asset Performance Management (APM)

