Definition und Zweck:
Eine Fehlerbehandlungsroutine (engl. Error Handling Routine oder Exception Handler) ist ein spezieller Programmabschnitt oder ein Funktionsbaustein in der SPS-Programmierung, der dazu dient, auf auftretende Fehlerzustände oder Ausnahmen (Exceptions) während der Laufzeit des Programms systematisch und kontrolliert zu reagieren. Anstatt dass die SPS bei einem Fehler in den Stopp-Zustand geht oder unvorhersehbares Verhalten zeigt, wird die Kontrolle an diese Routine übergeben.
Das Hauptziel ist es, die Robustheit und Verfügbarkeit der Anlage zu erhöhen, indem Fehler abgefangen, analysiert, gemeldet und nach Möglichkeit behoben oder zumindest ein sicherer Zustand eingenommen wird.
Funktionsweise und Inhalte:
Wenn ein Fehler auftritt (z.B. ein Hardwarefehler, ein Programmierfehler, ein Kommunikationsfehler), wird der normale Programmfluss unterbrochen, und die Fehlerbehandlungsroutine wird aktiviert. Typische Schritte innerhalb einer solchen Routine sind:
- Fehlererkennung und -analyse: Identifizierung der genauen Fehlerursache und des Fehlerortes (z.B. welches Modul, welche Achse, welche Programmzeile).
- Protokollierung: Erfassung des Fehlers in einem Ereignisprotokoll oder Diagnosepuffer mit Zeitstempel und relevanten Detailinformationen.
- Alarmierung: Ausgabe einer Fehlermeldung an das HMI, SCADA-System oder per E-Mail/SMS an das Wartungspersonal. Aktivierung von Alarmleuchten oder Hupen.
- Sichere Abschaltung: Falls der Fehler kritisch ist, wird die Maschine oder der betroffene Anlagenteil in einen sicheren Zustand überführt (z.B. Not-Halt, sicheres Stillsetzen von Antrieben).
- Fehlerbehebung (automatisch/manuell): Wenn möglich, wird versucht, den Fehler automatisch zu beheben (z.B. Neustart eines Moduls). Ansonsten wird der Bediener zur manuellen Behebung aufgefordert (z.B. Quittierung).
- Programmwiederaufnahme: Nach erfolgreicher Fehlerbehebung (oder bei nicht-kritischen Fehlern) kann das Programm eventuell an einer definierten Stelle fortgesetzt werden.
Relevanz in der Automatisierung:
Fehlerbehandlungsroutinen sind unverzichtbar für professionelle SPS-Programme und tragen maßgeblich bei zu:
- Erhöhter Anlagenverfügbarkeit: Reduzierung von ungeplanten Stillstandszeiten.
- Verbesserter Sicherheit: Verhinderung gefährlicher Zustände bei Fehlern.
- Effizienter Fehlersuche: Schnelle Lokalisierung und Behebung von Problemen.
- Qualitätssicherung: Fehler können frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sie die Produktqualität beeinträchtigen.
Sie sind ein integraler Bestandteil der Robustheit und Zuverlässigkeit moderner Automatisierungslösungen.
→ Siehe auch: Exception-Behandlung, Diagnose, Ereignisprotokoll, Alarmmanagement, SPS-Programmierung, SPS

