Definition und Zweck:
 Die Bibliotheksverwaltung (engl. Library Management) ist der systematische Prozess der Organisation, Speicherung, Versionierung und Bereitstellung von wiederverwendbaren Softwarekomponenten, Standardfunktionen und Assets in der Automatisierungstechnik. Sie ist ein zentrales Element für die effiziente und qualitätsgesicherte Softwareentwicklung in komplexen Projekten.
Das Hauptziel der Bibliotheksverwaltung ist es, die Entwicklungseffizienz zu steigern, die Qualität und Konsistenz von Projekten zu gewährleisten und die Wiederverwendbarkeit von erprobten Lösungen zu fördern.
Typische Inhalte einer Automatisierungsbibliothek:
 Eine Bibliotheksverwaltung kann eine Vielzahl von Elementen umfassen:
- Funktionsbausteine (FBs) und Funktionen (FCs): Wiederverwendbare SPS-Programmmodule für Standardaufgaben (z.B. Motorsteuerung, Ventilsteuerung, PID-Regler, Kommunikationsbausteine).
- Datentypen (UDTs): Benutzerdefinierte Datentypen und Strukturen.
- Visualisierungselemente (Faceplates/Symbole): Vorgefertigte Grafiken und Bedienobjekte für HMI/SCADA-Anwendungen.
- Gerätebeschreibungsdateien: (z.B. GSDML für PROFINET, ESI für EtherCAT) zur Integration von Hardware.
- Sicherheitsbausteine: Zertifizierte Funktionsbausteine für sicherheitsrelevante Anwendungen (z.B. PLCopen Safety).
- Standardprojekte/Vorlagen: Basiskonfigurationen für häufig wiederkehrende Maschinentypen.
- Dokumentation: Begleitende Anleitungen und Beschreibungen zu den Bibliothekskomponenten.
Funktionen und Vorteile:
- Versionierung und Revisionskontrolle: Verfolgung von Änderungen an Bibliothekskomponenten und die Möglichkeit, auf frühere Versionen zurückzugreifen.
- Standardisierung: Gewährleistung, dass in verschiedenen Projekten dieselben, getesteten und bewährten Funktionen verwendet werden.
- Qualitätssicherung: Einmal getestete Bibliothekskomponenten sind zuverlässiger als jedes Mal neu entwickelter Code.
- Reduzierung des Engineering-Aufwands: Programmierer können auf fertige Bausteine zurückgreifen, anstatt alles neu zu schreiben.
- Wartbarkeit: Änderungen an einem Bibliotheksbaustein können zentral verwaltet und in allen Projekten angewendet werden, die ihn nutzen.
- Kollaboration: Ermöglicht Teams, effizienter zusammenzuarbeiten und gemeinsame Ressourcen zu nutzen.
Moderne Engineering-Umgebungen (z.B. TIA Portal, Automation Studio, TwinCAT) bieten integrierte Bibliotheksverwaltungsfunktionen, die für die professionelle Softwareentwicklung im Maschinen- und Anlagenbau unverzichtbar sind.
→ Siehe auch: Funktionsbaustein (FB), Versionsverwaltung, HMI (Human Machine Interface), SPS-Programmierung, IEC 61131-3

