Definition und Zweck:
Die Benutzerverwaltung ist ein System oder eine Funktion innerhalb von Automatisierungssystemen, insbesondere in HMI- (Human Machine Interface) und SCADA-Systemen, das die Erstellung, Pflege und Kontrolle von Benutzerkonten und den damit verbundenen Zugriffsrechten ermöglicht. Ihr Hauptzweck ist es, die Sicherheit der Anlage zu gewährleisten, indem sie sicherstellt, dass nur autorisiertes Personal auf bestimmte Funktionen, Daten oder Bereiche der Maschine/Anlage zugreifen und diese bedienen kann.
Die Benutzerverwaltung implementiert das Prinzip der rollenbasierten Zugriffskontrolle (RBAC), bei dem Benutzern Rollen (z.B. Bediener, Wartung, Administrator) zugewiesen werden, und jede Rolle definierte Berechtigungen hat.
Funktionen und Relevanz in der Automatisierung:
- Anlegen/Verwalten von Benutzerkonten: Erstellung von Benutzernamen und Passwörtern.
- Rollenbasierte Berechtigungen: Definition unterschiedlicher Zugriffsstufen:
- Anzeige: Nur das Betrachten von Prozessdaten und Visualisierungen.
- Bedienung: Ausführen von einfachen Steuerbefehlen (Start/Stopp).
- Parametrierung: Ändern von Rezepturen oder Maschinenparametern.
- Wartung: Zugriff auf Diagnosefunktionen, manuelle Steuerung im Einrichtbetrieb.
- Administration: Vollständige Systemkontrolle, Benutzerverwaltung.
- Authentifizierung: Überprüfung der Identität des Benutzers (z.B. durch Passwort, RFID-Karte, Biometrie).
- Protokollierung (Audit Trail): Lückenlose Aufzeichnung aller Benutzeraktivitäten (Wer hat wann was geändert?). Dies ist wichtig für die Rückverfolgbarkeit und Compliance (z.B. in der Pharmaindustrie nach FDA 21 CFR Part 11).
- Passwortrichtlinien: Erzwingen von komplexen Passwörtern, regelmäßigen Änderungen und Sperrung bei Fehleingaben.
- Umschaltung von Betriebsarten: Die Berechtigung zum Umschalten zwischen Betriebsarten (z.B. Automatik auf Hand) ist oft an bestimmte Benutzerrollen geknüpft.
Bedeutung für die Anlagensicherheit:
Eine robuste Benutzerverwaltung ist ein fundamentaler Bestandteil der industriellen Cybersicherheit und Maschinensicherheit. Sie schützt vor:
- Unbefugten Zugriffen und Manipulationen von Prozessen.
- Fehlbedienungen durch ungeschultes Personal.
- Gefährlichen Zuständen durch unkontrollierte Eingriffe.
Die Umsetzung muss dabei den Empfehlungen relevanter Normen (z.B. IEC 62443 für Cybersecurity) folgen.
→ Siehe auch: HMI (Human Machine Interface), SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition), Authentifizierung, Autorisierung, Cybersicherheit, Betriebsarten

