Definition und Ziel:
Alarmunterdrückung (oder Alarm Shelving/Filtering) ist eine Funktion im modernen Alarmmanagement von Automatisierungssystemen, die darauf abzielt, eine „Alarmflut“ zu verhindern. Eine Alarmflut tritt auf, wenn ein einzelnes primäres Ereignis oder eine Störung eine große Anzahl von nachfolgenden (Folge-)Alarmen auslöst. Dies kann dazu führen, dass das Bedienpersonal überfordert wird, den Überblick verliert und kritische Ursprungsalarme inmitten der Masse redundanter oder kaskadierender Meldungen übersieht.
Das Hauptziel der Alarmunterdrückung ist es, die Bediener mit relevanten und handlungsrelevanten Informationen zu versorgen, indem irrelevante oder abgeleitete Alarme temporär ausgeblendet oder verzögert werden. Dies verbessert die Übersichtlichkeit im Alarmsystem und ermöglicht es dem Operator, sich auf die Ursache des Problems zu konzentrieren.
Methoden der Alarmunterdrückung:
Es gibt verschiedene Strategien und Methoden, um Alarme intelligent zu unterdrücken:
- Verzögerung (Delay): Alarme werden erst nach einer bestimmten Zeitverzögerung angezeigt. Wenn sich der Zustand innerhalb dieser Zeit normalisiert, wird der Alarm gar nicht erst ausgegeben.
- Blockierung (Suppression/Blocking): Ein Alarm wird blockiert, wenn ein anderer, höherpriorisierter oder ursächlicher Alarm aktiv ist. Dies verhindert, dass Symptom-Alarme angezeigt werden, solange die Ursache bekannt und bearbeitet wird.
- Gruppierung (Chaining/Grouping): Zusammengehörige Alarme, die typischerweise gemeinsam auftreten, werden zu einer einzigen, übergeordneten Meldung zusammengefasst oder ihre Anzeige wird koordiniert.
- Shelving: Ermöglicht dem Operator, Alarme manuell oder semi-automatisch für eine bestimmte Zeit auszublenden, wenn sie zwar aktiv sind, aber derzeit nicht relevant oder nicht sofort behebbar sind (z.B. bei geplanten Wartungsarbeiten). Nach Ablauf der Zeit oder wenn der Zustand kritisch wird, werden sie wieder aktiv.
- Priorisierung und Filterung: Eine grundlegende Form der Unterdrückung ist die intelligente Priorisierung und das Filtern von Alarmen basierend auf Prozesszustand, Maschinenbetriebsart oder Benutzerrolle.
Bedeutung für die Betriebssicherheit:
Ein effektives Alarmmanagement mit geeigneter Alarmunterdrückung ist essentiell für die Betriebssicherheit und Effizienz komplexer Prozess- und Fertigungsanlagen. Es hilft, menschliche Fehler (wie das Übersehen von Alarmen) zu minimieren, die Reaktionszeiten auf kritische Ereignisse zu verkürzen und die mentale Belastung des Bedienpersonals zu reduzieren. Die Implementierung sollte dabei den Empfehlungen von Normen wie ISA 18.2 (Alarm Management) folgen, um eine ausgewogene und sichere Lösung zu gewährleisten.
→ Siehe auch: Alarmpriorität, HMI (Human Machine Interface), SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition), Meldemanagement

