Definition und Problemstellung:
Anti-Windup (auch Anti-Reset-Windup) ist eine wichtige regelungstechnische Maßnahme, die in Reglern – insbesondere in PID-Reglern – implementiert wird, um das Problem des „Integrator Windup“ zu verhindern. Dieses Problem tritt auf, wenn der Stellbereich des Aktors begrenzt ist (z.B. ein Ventil kann nur zwischen 0 % und 100 % geöffnet sein, ein Motor hat eine maximale Drehzahl).
Wenn der Regler versucht, eine Stellgröße auszugeben, die über diese physikalischen Grenzen hinausgeht, wird der Integralanteil des PID-Reglers (der sich über die Zeit aufsummiert) trotzdem weiter aufintegriert. Dies führt dazu, dass, wenn die Prozessgröße wieder in den Regelbereich kommt, der Regler eine sehr lange Zeit benötigt, um sich zu „erholen“ und wieder stabil zu regeln, da der übermäßige Integralanteil erst wieder abgebaut werden muss. Dieses Phänomen wird als „Windup“ oder „Aufwickeln“ des Integrators bezeichnet.
Funktionsweise und Lösung:
Eine Anti-Windup-Strategie verhindert dieses unkontrollierte Aufintegrieren. Wenn die Stellgröße ihre physikalische Grenze erreicht, wird der Integrator des Reglers gestoppt oder so angepasst, dass er nicht über das Limit hinausgeht. Sobald die Stellgröße wieder im erlaubten Bereich liegt, arbeitet der Integrator normal weiter.
Relevanz in der Automatisierung:
Anti-Windup ist essentiell für die Stabilität und Regelgüte von PID-Reglern in der Praxis, insbesondere in Systemen, in denen Aktoren begrenzte Stellbereiche haben. Ohne Anti-Windup könnte dies zu erheblichen Problemen führen:
- Längere Einschwingzeiten: Der Regler benötigt unnötig lange, um den Sollwert wieder zu erreichen.
- Überschwingen: Das System kann nach einer Störung stark über den Sollwert hinaus schwingen.
- Instabilität: Im schlimmsten Fall kann das System instabil werden und Oszillationen zeigen.
- Verschleiß der Aktoren: Ständiges Anfahren der Grenzwerte kann zu erhöhtem Verschleiß führen.
Moderne PID-Reglerbausteine in SPSen oder speziellen Regler-Hardware haben Anti-Windup-Funktionen standardmäßig integriert, um eine robuste und zuverlässige Regelung zu gewährleisten.
→ Siehe auch: PID-Regler, Regelgüte, Einschwingzeit, Aktor, Regelkreis

